Die Reisfelder in Vietnam wären für Seargent Mayor Lieberknecht noch zu luxuriös!Im Fußball gehört es fast zum guten Ton, dass man wenige Tage vor wichtigen Spielen kleine verbale Giftpfeile Richtung Gegner schießt. Das dachte sich wohl auch Braunschweigs ehemaliger Stürmer Kingsley Onuegbu, der bei der Eintracht erst ein Jahr lang konditionell aufgepäppelt wurde, dann einen kurzen Frühling erlebte und schließlich in der Saisonpause nach Fürth wechselte. Letzten Freitag, einen Tag vor Eintrachts Pokalspiel gegen Fürth, zitierte ihn die AZ aus Nürnberg mit folgenden Worten:

„Hier in Fürth ist das Klima gut, da passt alles, in Braunschweig wurde bei jeder Kleinigkeit von Lieberknecht herumgeschrien, da hatte man die Lust am Fußball verloren“, giftete Kingsley jüngst in Richtung Ex-Coach.

Der folgende Clip aus Full Metal Jacket lässt ahnen, wie der Trainingsalltag in Kingsleys Wahrnehmung ausgesehen haben muss: Lieberknecht (mit Hut) schreit bei jeder Kleinigkeit Kingsley (aka Private Paula) an. Die passende Musik im Hintergrund: “Zwischen Harz und Heideland”.

Trotz der ihm unter Lieberknecht widerfahrenen Trainingsgräuel überrascht Kingsleys Aussage aus zwei Gründen: Erstens tritt die Eintracht trotz ihres bei jeder Kleinigkeit herumschreienden Trainers in dieser Saison nicht wie eine Truppe auf, die keine Lust am Fußball hat. Alle drei Punktspiele wurden auf überzeugende Weise gewonnen, das Pokalspiel nach großem Kampf unglücklich verloren. Die zweite Überraschung: Obwohl jetzt in Fürth das Klima gut ist, keiner herumschreit und er die Lust am Fußball wiedergefunden hat, war Kingsley am Samstag vor dem Tor so gefährlich wie eine Fruchtgummischlange aus Fürths Trolli-Shop. Als Fürth Tore brauchte, wurde Kingsley ausgewechselt. Früher, als Lieberknecht ihn noch bei jeder Kleinigkeit anschrie, kriegte er wenigstens ab und zu das Runde ins Eckige. Ein Zufall? Wohl kaum. Das Fazit? Bei jeder Kleinigkeit herumschreien bringt eben doch Erfolg! Je mehr herumgeschrien wird, desto mehr Erfolg! Eintrachts Trainer sollte sich den Drill Sergeant zum Vorbild nehmen – es lebe der Full Metal Lieberknecht!

Was wäre gewesen, wenn Lieberknecht vor dem Dresden-Spiel auf der Pressekonferenz geschrien hätte: “Ihr Ladies von der Presse! Dynamo Dresden, dieser Drecksverein der Volkspolizei, hat sich also auch für diese Saison eine Lizenz erschwindelt! Dafür kommen die morgen hier nicht lebend raus!”. Eintracht hätte sicherlich 3:0 gewonnen, statt 2:1. “Saarbrücken sollte man, wie den Rest vom Saarland, diesem gottverlassenen Drecksloch, den verdammten Franzosen schenken!”. 5:0 statt 3:0. “Sandhausen ist ein Dorf  voll Fußball-Söldner! Morgen kriegt das Dorf von uns Napalm! Und diese verdammten Söldner mal so richtig was auf die Knochen!”. 6:0 statt 2:0. “Punkt 14 Uhr beginnt die Schlacht, auch wenn der Platz aussieht wie ein verdammtes vietnamesisches Reisfeld!”. 7:0 bei Bayern II statt Spielausfall.

In einer anderen Stadt säuselt ein Trainer sanfte Sätze wie: “Unser Fokus liegt nur auf Elversberg. Wir wollen es unbedingt vermeiden, erneut in der ersten Hauptrunde auszuscheiden und haben den Gegner zuletzt zweimal beobachtet.” Nein, so kleinlaut spricht ein Verlierer, dessen persönliches Saisonziel es ist, nicht schon vor dem ersten Spieltag gefeuert zu werden. Könige hießen früher Iwan der Schreckliche, Eystein der Böse oder Ashot der Menschenfresser – aber eben nicht Herr Slomka der Nette. So lassen wir Lieberknecht im Namen des Erfolgs weiter schreien und ahnen bereits, warum die Bauarbeiten unter der Haupttribüne im Eintracht-Stadion immer noch andauern: Der Kabinentrakt muss extra stabilisiert werden, damit unter der Wucht der Schallwellen bei Lieberknechts nächster Mannschaftsansprache (Thema: Nur Muschis haben Wehen! Und Wehen hat nur Muschis!) nicht gleich die Kacheln von der Wand fliegen.