In Koblenz ist Stimmung verboten - so will es ein TribünenverleiherGleich am Anfang dieses Artikels möchte ich mich in aller Form bei den Fans der TuS Koblenz für die Wortwahl bei der Überschrift entschuldigen. Nein, natürlich ist das Blödsinn! Ihr habt nicht randaliert, und es ist auch nicht Eure Schuld, dass Euer Verein eine mobile Tribüne sperren muss. Vielmehr müsst Ihr anscheinend als Sündenbock dafür herhalten, dass eine Stahlrohrkonstruktion , die vielleicht beim Synchronschwimmen gut aufgehoben sein könnte, beim Fußball eingesetzt wird.

Die ganze Geschichte liest sich in der Rhein-Zeitung wie eine Komödie: da lehnt der Rechtsanwalt der Firma, die eine mobile Tribüne für die Fußballspiele im Koblenzer Stadion Oberwerth aufgestellt hat, plötzlich die Verantwortung dafür ab, die Tribüne auch bei diesen Fußballspielen zu nutzen. Die Begründung dafür könnte ebenfalls aus dem Quatsch Comedy Club stammen: Weil sich die Koblenzer Fans dort nicht benähmen – exemplarisch wird das rhythmische Hüpfen der Anhänger genannt (und sogar als Randale bezeichnet). Witzig, oder? Jetzt stehen also die TuS-Fans am Pranger – für ein absolut normales, fantypisches Verhalten, wie es beim Fußball dazu gehört.

“Soll ich beim Spielkartenverkauf fragen lassen, ob jemand dick oder dünn ist und ob er hüpfen will?”
Koblenz’ Manager Wolfgang Loos arbeitet schon am Fragenkatalog

Anstatt jetzt die Firma, die die Tribüne für gutes Geld an die TuS Koblenz verleiht, zu einer Nachbesserung aufzufordern – schließlich wirkt es, als sei die mobile Tribüne nicht für ihren ausdrücklichen Zweck, nämlich Besucher bei Profifußballveranstaltungen zu beherbergen, geeignet – muss der Verein den kompletten Bereich sperren. Für die TuS eine mittlere Katastrophe, denn das veraltete Stadion Oberwerth bietet ansonsten kaum halbwegs komfortable oder stimmungsvolle Plätze. Die Alternative wäre gewesen, die Zuschauer zu zwingen, sich nicht “über das normale Fan-Verhalten in Fußballstadien deutlich hinaus” gehend zu bewegen. Darauf entgegnete Manager Wolfgang Loos, in Braunschweig ein alter Bekannter, der Zeitung: “Soll ich beim Spielkartenverkauf fragen lassen, ob jemand dick oder dünn ist und ob er hüpfen will?”

Diese Konstruktion hält trotz rhythmischer Bewegungen.
Diese Konstruktion hält trotz rhythmischer Bewegungen.

Als Einträchtler kann man sich angesichts solcher Probleme nur freuen, in der Stadionfrage mit der Stadt Braunschweig einen fairen und interessierten Partner an der Seite zu haben und nicht auf untaugliche, temporäre Ausbaukonstrukte zurück greifen zu müssen. Man stelle sich das einmal in Braunschweig vor: da will eine Firma der Südkurve den Support verbieten – wie würden wir reagieren?

Bis diese Posse ausgestanden ist, genießen die Koblenzer sicher unsere größte Sympathie. Zumindest auf den Rängen. Was das Spiel in einer Woche angeht, wollen wir natürlich gewinnen. Schließlich haben wir noch was vor.