Die Eintracht ist längst aufgestiegen. Gefühlt war es bereits irgendwann kurz nach der Winterpause soweit, rechnerisch seit dem Kick bei der SpVgg Unterhaching, der mit 1:0 gewonnen wurde. Seitdem besteht das Restprogramm aus Feiern, Feiern und Feiern – zumindest für die Fans. Für die wird es nach dem letzten Saisonspiel auch noch eine organisierte Party geben. Wobei die Betonung wohl mehr auf “organisiert” liegt als auf “Party”. Und fast hat man Sorge, die Feier könnte totorganisiert werden. Für Verstimmung bei den Fans ist aber bereits jetzt, fünf Tage vorher, gesorgt.
Denn eine Feier wie sonst üblich auf dem Rathausplatz ( = Platz der Deutschen Einheit), bei der sich die Legenden auf dem Balkon präsentieren, wurde aus angeblichen Sicherheitsgründen – es könnte zu voll werden und Gedränge geben – abgelehnt. Auch der Altstadtmarkt sei nicht sicher genug. Stattdessen wurde die Party auf den Schlossplatz am Bohlweg verlegt. Das hat nicht jeder verstanden, und gut gefunden erst recht nicht. Aber okay, wenn es für die Sicherheit ist, kann man schon mal in den sauren Apfel beißen und vor der Plastikfassade feiern. Auf diese Weise kommen die Schloss-Arkaden wenigstens mal ins Fernsehen.
Ein Artikel aus der Braunschweiger Zeitung stellt die ganze Geschichte allerdings – wohl ohne es zu wollen – in einem ganz anderen Licht dar. Denn plötzlich soll es Absperrungen geben – womit der Schlossplatz seine Weitläufigkeit verliert und die Gefahr von Gedränge und Geschubse eklatant wächst. Warum es diese Absperrungen gibt, wird offensichtlich, wenn man weiter liest: es wird sogar Einlasskontrollen geben, und das Mitbringen von eigenen Getränken und Speisen ist untersagt. Natürlich alles aus Sicherheitsgründen… aber dafür gibt es auf dem eingezäunten Gelände alles zu kaufen. Auch aus Sicherheitsgründen?
Klartext: Das Stadtmarketing Braunschweig klaut den Fans die Aufstiegsfeier und kastriert, wo es nur geht. Der übrig gebliebene Eunuch wird zur bloßen Verkaufsveranstaltung für Essen und Getränke, damit ein Caterer – natürlich bei einer ordentlichen Platzmiete für die Stadt – sein Zusatzgeschäft machen kann. Der Sechserträger von der Tanke muss draußen bleiben, weil sonst ja niemand das teure Bier im abgezäunten Bereich kauft. Das gleiche gilt für die Stresa-Pizza, denn die gefährdet die Sicherheit. Oder? Eher nicht. Das einzige, was gefährdet ist, ist der Umsatz. Also zwingt man die Fans dazu, für diesen Umsatz zu sorgen. Das ist genauso durchsichtig wie ekelhaft.
Richtig perfide aber wird es, wenn man die Sicherheitsbedenken, die zu einer Absage an Rathausplatz und Altstadtmarkt sorgten, auf den eingezäunten Schlossplatz anwendet. Die ersten beiden Lokalitäten wären offen, die Menschenmassen hätten also genügend Platz, sich zu zerstreuen. Der Schlossplatz ist innerhalb der Zäune irgendwann voll – hier besteht viel eher die Gefahr von Gedränge, Geschubse, Ärger. Vor allem dann, wenn es sehr warm werden sollte und die Leute nicht ausweichen können.
Fast möchte man die Eintracht-Fans zum Boykott dieser wolfsburgesquen Aufstiegsfeier mit Abzock-Charakter ermuntern. Aber das würde nichts bringen – wir wollen mit den Jungs Party machen und eine in jeder Hinsicht super gelaufene Saison mit viel Spaß und Feierlaune ausklingen lassen. Also müssen wir da hin, wo die Mannschaft ist. Die Umstände dieser kastrierten Aufstiegsfeier aber werden wir nicht vergessen. Eintracht kann nichts dafür – der Verein muss da feiern, wo man ihn lässt. Dafür ist das Stadtmarketing ausdrücklich angezählt. Wir lassen uns nicht gern veräppeln und ausplündern – bei der nächsten Party bestimmen also wieder wir, wo und wie sie stattfindet. Wer dann dort einen Catering-Wagen aufbauen will, kann das gern tun. Aber er muss dann auch entsprechend mit den Preisen anderer konkurrieren. Noch einmal darf und wird es eine solche Monopol-Beschaffung nicht geben.
Aber es gibt auch gute Nachrichten. Mickie Krause wird nicht auf dem Schlossplatz auftreten. Der Hofbarde des VfL Osnabrück ist dem Stadtmarketing zu teuer, heißt es. Stattdessen tritt die Jazzkantine auf. Die ist billiger und spielt einige Ligen über Krause.