Eintracht macht Spaß. Sogar dann, wenn die Blaugelben nicht gewinnen, machen sie Spaß. Zumindest wenn man nicht vergisst, dass die Truppe gerade erst aufgestiegen ist und in der zweiten Bundesliga mit zum Vorjahr fast unverändertem Kader antritt.
So lange ist es noch gar nicht her, dass man bei uns in der Südkurve in Moll (nicht Jürgen) sang. Das hat sich zum Glück geändert. Die Truppe von der Resterampe, die uns die vielleicht mieseste Zeit seit Vereinsgründung beschert hat, 2006/07, wird nur noch hervorgekramt, um die Unterschiede zu heute aufzuzeigen. Gut so! Denn diese schmachvolle Spielzeit würden wir alle nur zu gern vergessen. Immer wenn ich an diese Saison mit den fünf Trainern und den gefühlten 30 Wintertransfers denke – gäbe es den VfL Wolfsburg mit Chefeinkäufer Felix Magath nicht, wir wären hier wohl Rekordhalter – freue ich mich noch mehr über das, was seitdem erreicht wurde.
Gestern holte der BTSV einen Punkt beim FC St. Pauli. Verdient, denn man hat die Hamburger über 90 Minuten nicht zur Entfaltung kommen lassen. Und mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit hätte es sogar ein Dreier sein können. Aber das wäre übertrieben gewesen. Vor allem, weil Eintracht immer noch eine höchst prominente Verletztenliste vorweisen kann. Gestern gesellte sich noch Kapitän Dennis Kruppke dazu.
Von älteren Eintracht-Fans hört man öfter Vergleiche mit früheren Truppen, die mit dem roten Löwen auf der Brust aufliefen. Unvergessene Namen geistern dann durch das Rund. Ich habe Lothar Ulsaß oder Klaus Gerwien nie spielen sehen, dafür bin ich leider zu jung. Aber mein Vater hat es. Meine Eintracht fing an mit dem Adler kurz vor der Rente, dem jungen Bernd Buchheister, wie man Aleks Ristic als Trainer verheizt hat, der geplante Abstieg 1985. Seitdem gab es nicht viel zu lachen oder zu schwärmen. Wenn dann die älteren unter uns ihre Geschichten von der Meisterschaft 67 erzählten, sich an Kiew erinnerten, an Potatoe-Fritz etc., dann erahnt man ein wenig davon, was der Verein war und was er wieder sein könnte.
Gestern, nach dem Abpfiff der Partie am Millerntor, lauschte ich der Unterhaltung zweier älterer Eintracht-Fans. Eine taktische Meisterleistung habe man eben gesehen. Die Jungs würden kämpfen, dass einem das Herz aufgeht. Und rennen könnten die, das man sie ja schon fast bei der Olympiade anmelden könnte. Nette Sprüche zweier echter Fans. Bei einem Satz aber horchte ich auf: “Die Jungs erinnern mich immer mehr an unsere Meistermannschaft von 1967”, sagte der eine. Und die Begründung lieferte er gleich nach. Die Abwehr steht bombensicher, auch wenn es Ausfälle zu verkraften gäbe. Im Tor habe man zwei starke Torhüter, die beide bedenkenlos auflaufen könnten. Das Mittelfeld würde gut mit nach hinten arbeiten und schnelle Angriffe vortragen. Und vorn habe man mit Kruppke und Kumbela zwei Vollblutfußballer, die für Torgefahr sorgten. “Fast genauso haben wir doch damals unter Johannsen auch gespielt”. Da war ich platt, dieser Vergleich war mir bis dahin nicht gekommen. Und er könnte sogar stimmen. Denn noch etwas ist ähnlich wie einst, 66/67: die Teamstimmung. Keine Stars, keine Sternchen, keine Allüren. Dafür ne Menge Teamplay, Zusammenhalt, Einsatzwillen. Neue Töne im Eintracht-Stadion. Uns gefällt’s!