Und da ist er, unser veritabler Fehlstart in die zweite Fußballbundesliga: nach dem 1:2 gegen den VfL Bochum steht die Eintracht nach vier Spielen mit ebenso wenigen Punkten auf einem enttäuschenden 12. Tabellenplatz. Wer hätte nach der berauschenden zweiten Halbzeit in Düsseldorf und dem 3:0 über Heidenheim damit gerechnet? Die Leopedia, Euer Online-Fachmagazin für Kapilarsysteme, wirft für einiges, das am Sonntag zu erleben war, den Begriff “blutleer” in den Raum – für das Spiel der Eintracht, das zwar bemüht war, aber nicht sonderlich effektiv. Und für uns Fans auf den Rängen, die an diesem Tag viel Ähnlichkeit mit einem U-Boot hatten und zeitweise komplett abgetaucht waren.
Schon fast reflexartig gerät nach dem Fehlstart die Vereinsführung ins Zentrum der Kritik. An der Einkaufspolitik von Marc Arnold wurde und wird viel rumgemeckert. Nach dem Jahr in der Bundesliga hatten viele erwartet, dass Eintracht den bisherigen Kurs mit jungen Talenten etwas aufweicht und an der einen oder anderen Stelle Erfahrung verpflichtet. Allerdings ist Keeper Rafal Gikiewicz, der bisher eine ordentliche Saison spielt, mit 26 Jahren schon der älteste Neue. Die aus Freiburg ausgeliehenen Hendrick Zuck und Vegar Eggen Hedenstad sind 24 bzw. 23, Saulo Decarli und Mushaga Bakenga 22. Allesamt entwicklungsfähig, sicherlich. Aber angesichts der Abgänge wohl nicht die Kategorie, die uns sofort weiterhilft. Manager Arnold musste vor der Saison wissen, dass es ungemütlich wird, wenn der Start in die Hose geht. Und genau das passiert jetzt.
Einer, der Erfahrung mitbringt, ist Dennis Kruppke. Der 34jährige, der vergangene Saison lange verletzt war, besitzt allerdings längst nicht mehr die Spritzigkeit und Zweikampfstärke früherer Zeiten. Trotzdem hat der Capitano bisher jede Partie gespielt, sogar von Beginn an. Natürlich, Kruppke hat große Verdienste für die Eintracht erworben, aber objektiv betrachtet sind seine aktuelle Form und Fitness kein Argument für einen Stammplatz. Das sieht auch der kicker so, der Kruppke bisher die Duchrschnittsnote 4,33 gibt – das Bochumspiel ist dabei noch nicht eingerechnet, wird diesen Wert aber wohl eher nach unten ziehen. Dass Kulttrainer Torsten Lieberknecht trotzdem an seinem Kapitän festhält, ist einerseits ein rührendes Beispiel für echte Männerfreundschaften, sportlich aber nicht unbedingt nachvollziehbar. Dazu kommt, dass das Tor zum 1:2 vielleicht auf Torstens Kappe geht. Denn den bis dahin defensiv stabilen Damir Vrancic ausgerechnet bei einem gegnerischen Eckball auszuwechseln (und dafür mit Mushaga Bakenga einen Stürmer zu bringen), war sicherlich kein Geistesblitz.
Apropos Bakenga: der sollte endlich einmal eine Chance von Anfang an bekommen, anstelle von Kruppke. Der Neuzugang aus Brügge/Esbjerg erhielt bisher lediglich kurze Einsatzzeiten und kann sich in diesen Minuten naturgemäß kaum präsentieren. Schlimmer noch: zuletzt gab es für den jungen Norweger sogar vereinzelt Pfiffe, wenn er eingewechselt wurde. Und das ist eine absolute Frechheit.
In der Kritik stehen aber auch wir, die Fans. Was wir alle am Sonntag abgeliefert haben, war weit entfernt vom gewohnten Hexenkessel. Der Neuner war nach der Schweigeminute zwar bemüht, der Funke wollte aber nicht überspringen, weder auf die restliche Südkurve noch auf die Gegengerade. Als die Mannschaft uns nach dem 1:2 gebraucht hat, ging kein Ruck durchs Publikum. Im Gegenteil war eine Stimmung der Enttäuschung zu spüren. Die Chance zur Rehabilitation hätten wir Fans am kommenden Spieltag – die Auswärtsfahrt nach Leipzig werden viele allerdings boykottieren. Ob das die richtige Antwort auf die massive Wettbewerbsverzerrung ist, die ein Großkonzern hier betreibt, ist umstritten. Zumindest ist es eine Art, seinen Protest zu zeigen und Aufmerksamkeit zu erlangen für eine wichtige Problematik.
Die goldene Torfnase allerdings haben am Sonntag die Fans des VfL Bochum gewonnen. Eine Schweigeminute durchzusingen, das ist eine unglaubliche Sauerei. Tief im Westen ist Stil vielleicht ein Mangelprodukt.