Die Leistung der Braunschweiger Eintracht ließ beim Gastspiel in Kaiserslautern nur wenig Grund zur Kritik. Wer es allerdings darauf anlegt, könnte die Chancenverwertung nennen, denn ein Dreier war im Bereich des Möglichen. Das Team der Leopedia war mit dem, was es zu sehen bekam, jedenfalls zufrieden. Besonders, wenn man den komplett misslungenen Saisonauftakt gegen Sandhausen als Maßstab anlegt. Aber gut, schlechter ging es ja auch gar nicht mehr.
Nach Spielschluss aber überwog der Ärger die Freude über die gute Leistung. Warum? Der 1.FC Kaiserslautern gehört zu denjenigen Vereinen, die auf ihrem Stadiongelände bargeldloses Bezahlen zur Pflicht gemacht haben. Das Prinzip ist einfach: wer etwas essen oder trinken möchte, muss sich vorher eine Paycard des Anbieters Justpay besorgen. Auf diese Karte zahlt man einen Guthabenbetrag eigener Wahl ein, von dem aber umgehend zwei Euro Pfand abgezogen werden. Mit der Paycard kann man dann an die Verkaufsstände gehen und sich verpflegen. Das funktionierte gut, allerdings auch nicht besser, als hätten die Gäste bar bezahlt.
Chaotisch wurde es allerdings nach Abpfiff. Die Gästefans wollten das Stadion verlassen, mussten Busse oder Züge erreichen. Schnell vorher noch die Paycard von Justpay und Becher zurückgeben – das war allerdings nicht möglich. Denn Betreiber Justpay hatte lediglich einen einzigen Rückgabestand geöffnet. Die Folge: es bildete sich eine lange Schlange vor diesem Rückgabestand, die Fans mussten bis zu einer halben Stunde warten und waren sauer.
Eine Panne? Unwahrscheinlich. Nach unseren Informationen ist es in Kaiserslautern sogar üblich, dass die Gästefans nach Spielschluss lange warten müssen, um ihr eigenes Geld zurück zu erhalten. Leopedia-Leser Dieter Mennecke berichtete, dass er bereits in der vergangenen Saison die gleiche Erfahrung machen musste. Eine kurze Internet-Recherche zeigte: auch Fans anderer Vereine mussten in Kaiserslautern deutlich zu lange darauf warten, ihre Justpay-Karten zurückgeben zu können.
Lange Wartezeiten gibt es im Fritz-Walter-Stadion nicht. (Zitat Webseite 1.FC Kaiserslautern)
Was steckt also dahinter? Ist es die reine Freude, Gästefans zu ärgern? Eher ist es wirtschaftliches Kalkül. Der Materialwert einer Plastikkarte liegt im unteren Centbereich. Wenn genervte Gäste die Karte nicht zurückgeben (können), verbleiben Guthaben und Pfandwert erst einmal beim Betreiber. Der hat dann die Möglichkeit, lange Monate mit dem Geld zu arbeiten – bis der Gast die Karte zurückgibt, in der Regel beim nächsten Besuch im Fritz-Walter-Stadion. Nicht selten aber kommt es zu keinem weiteren Besuch, die Karte verbleibt beim Gästefan, Guthaben und Pfand dürfen als Reingewinn ohne jede Gegenleistung betrachtet werden. Kein Wunder also, dass die Ausgabe solcher Karten regelmäßig deutlich schneller vonstatten geht als die Rückgabe.
Übrigens: andernorts haben sich die Fanszenen erfolgreich gegen die Einführung solcher Zahlsysteme zur Wehr gesetzt, unter anderem auch in Braunschweig oder beim FC St. Pauli. In Kaiserslautern scheint die Fanszene deutlich unkritischer zu sein.
Die Leopedia, Euer Online-Fachmagazin für Verbraucherschutz und gegen Abzocke, hat den 1.FC Kaiserslautern angeschrieben und eine Stellungnahme eingefordert. Wie üblich hat der Verein 24 Stunden Zeit, sich zu positionieren. Wir halten Euch auf dem Laufenden.