Das Leben ist hart und die Menschen grausam. Von Gaby sprechen wir besser nicht einmal. Dieser Tage muss das auch Maximilian Arnold, seines Zeichens Fußballspieler beim VfL Wolfsburg, feststellen. Mit einer unvorstellbaren Wucht trifft ihn derzeit des Fußballvolkes Zorn. Dabei hat Arnold doch lediglich getan, was Arnold halt so macht.
Selbst Foul gespielt, geflogen ist aber das Opfer
Was war passiert? Bei der Bundesligapartie am Sonnabend gegen den VfB Stuttgart stieg VfL-Kapitän Arnold dem VfB-Kapitän Atakan Karazor im Zweikampf auf den Knöchel. Da Arnold bereits mit gelb verwarnt war, hätte er für dieses Foul vom Platz geschickt werden müssen. Allerdings zeigte der Wolf da, dass er eben doch ein Fuchs ist: Arnold drehte sich weg, warf sich theatralisch auf den Rasen und simulierte eine Verletzung. Schiedsrichter Sven Jablonski aus Bremen fiel auf die Darbietung des niederen Sachsen hinein und schickte den ebenfalls bereits verwarnten Karazor vom Platz. Da der VAR bei Gelb-Rot nicht intervenieren darf, blieb diese Fehlentscheidung bestehen.
Den Fairnessgedanken umgegrätscht
Nun hätte es Arnold, der nun beileibe keine Fairplaypreis-Sammlung besitzt, gut zu Gesicht gestanden, Schiri Jablonski auf diesen Fehler hinzuweisen. Arnold aber interpretierte seine Vorbildfunktion als Kapitän anders: Auf dem Platz schwieg er zu der Situation, und später sagte er: „Wir treffen uns beide. Was der Schiedsrichter daraus macht, das ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen.“ Autsch! Arnold hat an diesem Tag also nicht nur Karazor umgegrätscht, sondern den Fairnessgedanken gleich mit. Nun gut, erst einmal eine Nacht darüber schlafen. Und vielleicht haben ja die PR-Profis des VfL eine Idee, wie Arnold aus der Sache ohne Gesichtsverlust herauskommt?
Arnold äußert sich auf Karriere-Netzwerk
Hatten sie offensichtlich nicht, denn in den folgenden Tagen wurde es nicht besser. Maximilian Arnold hätte zwar einige Chancen gehabt, wenigstens so zu tun, als würde es ihm leid tun. Stattdessen gab er auf der Karriereplattform (sic!) LinkedIn dieses Statement ab: “Jeder, der einmal Fußball gespielt hat, weiß, dass man bestimmte Situationen auf dem Feld vielleicht anders wahrnimmt als Außenstehende. Am Samstag verspürte ich einen Schmerz am Knöchel und hatte vor Ort nicht die Möglichkeit, die Szene noch einmal anzusehen.” Erneut kein Wort der Reue, kein Sorry, lediglich uneinsichtiges, arrogantes Gehabe. Arnold tut, was Arnold halt so macht.
Unangenehme Diskussion mit Verweis auf eigene Kinder beenden
Aber Arnold setzt jetzt noch einen drauf: “Ich weiß, Fußball bedeutet Emotionen und das ist auch gut so, dafür lieben wir ihn auch. Aber ich hoffe, dass meine Kinder in Zukunft nicht solche Kommentare über ihren Papa im Netz lesen müssen”, schrieb er, erneut auf seinem LinkedIn-Profil. Die naheliegende Idee, vielleicht nicht zu betrügen und seinen Kindern stattdessen ein Vorbild zu sein, die kommt ihm gar nicht erst. Stattdessen schiebt er seine Kinder vor, um eine ihm unangenehme Diskussion zu beenden.
Verband sollte – müsste – handeln
Der DFB hat Atakan Karazors Sperre bereits kassiert. Jetzt stünde es dem Verband gut zu Gesicht, stattdessen Arnold zuschauen zu lassen. Nicht wegen der Aktion am Sonnabend, sondern für sein unsportliches Verhalten seitdem. Dass man auf dem Platz falsch reagiert und die falsche gelb-rote Karte für den Gegner mal mitnimmt – geschenkt, das passiert tatsächlich mal. Der Kapitän eines Fußball-Bundesligisten muss dann aber auch wissen, dass er nach Abpfiff die Pflicht hat, die Angelegenheit geradezurücken. Nicht mithilfe von Relativierungen und Ausreden, und auch nicht, indem man die eigenen Kinder als Schutzschild einsetzt, sondern ausschließlich durch aufrichtiges Bedauern des Fehlers. Diese Chance hat Arnold bis auf Weiteres vertan. Jetzt jedenfalls würde ihm niemand eine Entschuldigung noch abkaufen. Wenn sie denn käme.