Für die Anhänger der Werder-Raute ist diese Meldung sicherlich ärgerlich, aber als Eintracht-Fan muss man unwillkürlich schmunzeln: Ex-, oder irgendwie doch, Nationaltorhüter Tim Wiese wechselt zur kommenden Saison in den Kranichbau oder so ähnlich. Nach Sinsheim, zur TSG Hoffenheim, dem zusammen mit dem “VfL” Volksburg langweiligsten und überflüssigsten Verein des deutschen Profifußballs. So weit, so schlecht. Und uns, die wir als Anhänger von Eintracht Braunschweig mit dem Plastikfußball nichts am Hut haben, könnte es eigentlich egal sein. Gäbe es da nicht diese witzigen Parallelen:
Denn auch wir Braunschweiger hatten einst einen Tim, der vollmundig ankündigte, sich sportlich verbessern zu wollen und den es dann, anstatt zu einem Spitzenteam, in die Fußballprovinz zog. Natürlich lag es nicht am Geld, nein. Sondern am ganz anderen Niveau. Womit unser Tim Danneberg damals auch absolut richtig lag. Denn natürlich ist das Niveau in Sandhausen ein ganz anderes als in Braunschweig…
Bei Tim Wiese, dem baldigen Ex-Torwart von Werder Bremen, sieht die Sachlage auf den ersten Blick äußerst ähnlich aus. Der ehemalige Kölner Fortune verweigerte eine Vertragsverlängerung an der Weser mit der Begründung, er wolle zukünftig wieder international spielen. Anstatt zu einem entsprechenden Verein wechselt er aber zur zu diesem Zeitpunkt unter dem SV Werder platzierten TSG Hoffenheim. Der gefühlte Kreisligist wird in der kommenden Saison ebenso wenig durch Europa touren wie der SV Werder. Es sei denn, man vereinbart entsprechende Testspiele.
Trotzdem: Wieses Wechsel in die Nähe von Sandhausen (jap! Noch eine Parallele!) ist nur auf den ersten Blick widersprüchlich. Im Gegenteil sagt es eine Menge aus über die Einschätzung eines Kenners der Liga, was die Zukunft der beteiligten Vereine angeht. Und dass Tim Wiese die Bundesliga besser kennt als jeder von uns, das steht mal fest.
Wiese verlässt Werder Bremen offensichtlich, weil er es dem Verein nicht mehr zutraut, das lebensnotwendige Ziel “internationaler Fußball” zu erreichen. Nicht in dieser Saison, aber auch nicht in folgenden. Im Gegensatz dazu scheint ihm Hoffenheim eine entsprechende Perspektive bieten zu können – zumindest geht Wiese davon aus.
Und damit enden auch schon die Parallelen zu Tim Danneberg. Denn im Gegensatz zum SV Sandhausen, der zwar im zweiten Anlauf den Zweitligaaufstieg geschafft hat, damit aber wohl das Maximum erreicht hat (für absehbare Zeit), hat die TSG Hoffenheim das latente Potential, regelmäßig und durchgehend in den oberen Tabellenregionen zu spielen. Ob es uns Traditionalisten gefällt oder nicht.
Tim Wiese hat aus seiner Sicht also alles richtig gemacht. Dass viele es nicht so sehen, liegt wohl eher daran, dass weder Wiese noch sein neuer Arbeitgeber Sympathiepreise gewinnen könnten. In der kommenden Saison wird Wieses neuer Verein aber höchstwahrscheinlich aktiv um die Qualifikationsplätze für die europäischen Wettbewerbe mitspielen. Nach allem, was man mittlerweile von Werder Bremen weiß und mitbekommt, wird es an der Weser aber wohl für längere Zeit maximal graues Mittelmaß geben. Warum das so ist, wie sich ein einst hervorragend positionierter Verein derart entwickeln konnte, das steht auf einem anderen Blatt.
Abschließend aber habe ich für Tim Wiese doch noch eine Enttäuschung parat: nein, lieber Tim, Suntech (der Hauptsponsor der TSG) ist kein Sonnenstudio!