Deutschland in Schockstarre! Der FC Bayern München, erfolgreichster und damit beliebtester Verein unseres Landes, hat das Finale dahoam am Sonnabend versiebt. Gegen harmlose Engländer reichte den Münchnern ein spätes Tor durch Thomas Müller nicht – Chelsea gelang ein noch späteres. Die Leopedia, Euer Online-Fachmagazin für Spielanalyse und taktische Feinheiten, hat sich die Partie für Euch angeschaut und festgestellt: die Bayern sind selbst schuld. Alle!
Fangen wir an mit der Taktik. Bayern-Coach Jupp Heynckes hatte das aufgestellt, was er als seine beste Elf ansah. Mitten drin: Bastian Schweinsteiger. Der war lange Zeit verletzt und spielt seitdem mit angezogener Handbremse. So auch am Sonnabend: bemüht, aber ineffektiv. Diese Attribute treffen allerdings auf den Großteil der Bayernspieler zu. Als hätten sie die Sportart verwechselt, belagerten sie den Strafraum des FC Chelsea London wie eine Handballmannschaft – immer drum rum, aber bloß nicht in den Kreis treten. Der Fairness halber muss man aber auch erwähnen, dass die Engländer ebenfalls die Sportart verwechselten und gar keinen Fußball spielten. Das, was Chelsea da ablieferte, hatte eher Ähnlichkeit mit einem Stellungskrieg.
Irgendwann aber hatten die Bayern die englischen Verteidigungslinien geknackt. Mit einem Vollkörperkopfball netzte Müller ein – das 1:0 in der 83. Minute war verdient und irgendwie logisch. Den Vorsprung gegen nicht existente Chelsea-Angriffe abzusichern hätte jetzt eigentlich kein Thema sein sollen. An dieser Stelle aber zeigte sich der Unterschied zwischen münchner Operettenpublikum und rheinischem Kampffan. Denn anstatt jetzt den fälligen Platzsturm zu starten und so den Gegner komplett einzuschüchtern, beließ man es bei zwei, drei harmlosen Gesangseinlagen. Dass man mit einem solchen Verhalten keinen Ivorer hinterm Ofen zurückhält, ist klar. Didi Drogba netzte kurze Zeit später, nach der allerersten Ecke der Gäste, zum Ausgleich ein. Wenn man so will, geht der Scorerpunkt an die Bayern-Anhänger: Unterstützung durch Unterlassung.
Verlängerung! Gleich zu Beginn der Verlängerung versemmelte Muffkopp Robben einen Strafstoß. Es folgten dreißig weitere Minuten Handball, eine halbe Stunde lang Warten auf das Elfmeterschießen. Und jetzt rächte sich das zweite Versäumnis der Bayern-Fans. Denn, wer den Platz nicht stürmt, kann den Elfmeterpunkt natürlich auch nicht mopsen! Da bei Chelsea lediglich vier Engländer (für heutige Profisportverhältnisse ist das bereits eine stolze Einheimischenquote) aufliefen, konnte auch der letzte Hoffnungsanker, der Elferschießen-Fluch englischer Teams gegen deutsche, nicht greifen. Chelsea gewann 4:3, Bayern hatte sich beim Finale dahoam blamiert.
Das traf übrigens auch auf den Besitzer (sic!) des FC Chelsea zu. Noch bevor einer seiner Spieler Hand anlegen konnte, griff sich der russische Maschmeyer Roman Abramowitsch den Pott und feierte sich selbst. Kurz zuvor hatte der Reporter noch den markigen Spruch gelassen, dass man Erfolg nicht kaufen könne. Angesichts der Millionen”werte”, die auch beim FC Bayern auf dem Platz standen eine reichlich blöde Aussage. Und mit dem verwandelten Elfer von Drogba, der Chelsea den Titel brachte, war der Gegenbeweis geliefert: Erfolg ist käuflich. Natürlich. Sonst wäre Volksburg in der vierten Liga.
Aber es gab auch positive Nachrichten am Wochenende. Der Hallesche FC hat sich die Meisterschaft der Regionalliga Nord gesichert und steigt in die dritte Liga auf. In die Röhre schaut zum zweiten Mal nacheinander der Retortenklub Red Bull Leipzig. Das Spielzeug des österreichischen Maschmeyers Dietrich Mateschitz muss also mindestens noch eine Saison auf den Aufstieg warten. Und das ist verdammt noch mal gut so!