Einmal am DFB-Pokal teilnehmen – für viele Amateurvereine bleibt dieser Wunsch unerreichbar. Denn damit sich ein großer Name bei einem kleinen Klub vorstellt, muss es für den Underdog schon perfekt laufen. Je nach Ligastufe muss zuerst der Kreis-, dann der Bezirks- und schließlich der Verbandspokal erfolgreich durchlaufen werden. Theoretisch aber hat jeder Verein, der im Niedersächsischen Fußballverband (NFV) Mitglied ist, die Chance, in jeder Saison im DFB-Pokal auf einen Profiklub zu treffen.
Halt, falsch! Kommando zurück – diese Aussage stimmt nicht. Denn für drei Vereine hat der NFV eine Ausnahme gemacht, sie haben keinerlei Möglichkeit, sich für den DFB-Pokal 2013/14 zu qualifizieren, obwohl sie reguläre Mitglieder des Verbandes sind. Die Rede ist von Eintracht Nordhorn, Kickers Emden und VSK Osterholz-Scharmbeck. Als Oberligisten haben sie in der vergangenen Spielzeit nicht an ihren jeweiligen Bezirkspokalen teilgenommen – die aber stellen laut Ausschreibung des NFV die einzige Möglichkeit dar, sich als aktueller Landesligist für den Bundeswettbewerb zu qualifizieren.
Dumm gelaufen? Ein bedauerlicher Fehler in den Ausschreibungen, der jetzt schnellstmöglich korrigiert wird? Nein. Denn der NFV wäre nicht der NFV, wenn er den Bug nicht sofort zum Feature erklärte. Auf die Nachfrage der Leopedia im Forum des Verbandes antwortete der NFV-Pressesprecher Reiner Kramer: “Es steht in unserer Ausschreibung, dass die Absteiger aus der Oberliga Niedersachsen, ob regulär oder durch Insolvenz, nicht am NFV-Pokalwettberb teilnehmen können.” Kurz: es ist gewollt, dass sich die Oberligaabsteiger für die ihrer ersten Landesligasaison folgenden Spielzeit nicht für den DFB-Pokal qualifizieren können.
Auf den ersten Blick wirkt das erst einmal nur eins: sinnlos. Warum bestraft man diese Vereine doppelt? Bereits der Abstieg ist ärgerlich, wieso nimmt der Verband ihnen auch noch die Chance auf eine DFB-Pokalteilnahme? Wir sind gespannt auf die Erklärungen des Verbandes. So oder so: hier spielt der Verband grob foul. Aber ohne Unparteiischen wird dieses Foulspiel nicht geahndet.
Für den NFV ist das bewusste “Vergessen” der Oberliga-Absteiger bereits die dritte Negativ-Geschichte in kürzester Zeit. Erst hat man im Vorfeld der vergangenen Saison bei der Lizenzvergabe gepatzt und die recht bald insolventen Vereinen Kickers Emden und Eintracht Nordhorn zur Oberliga zugelassen – die Ostfriesen sogar trotz abschlägigen Bescheids der zuständigen Kommission. Zwischenzeitlich hatte NFV-Präsident Karl Rothmund dem Harz-Kurier ein Interview gegeben, in dem er sinngemäß zugab, dass Kickers die Lizenz nicht hätte erhalten dürfen:
Er rechtfertigte aber mit dem Beispiel Meppen die an Emden erteilte Zulassung. Vor einigen Jahren hätte Meppen auch keine Zulassung erteilt werden dürfen. Die wurde aber auf Grund neuer Vereinsführung mit soliden Plänen doch erteilt und heute steht Meppen „als schuldenfreier Verein mit guten Aussichten in der Regionalliga“, so der Präsident.
(NFV-Boss Karl Rothmund gesteht im Harz-Kurier das Prinzip Hoffnung)
Die zweite Blamage war die Story um den BSV Schwarz-Weiß Rehden. Deren Oberliga-Mannschaft trat nicht zum Pflichtfreundschaftsspiel in Emden an, sondern firmierte stattdessen als eigene Reserve in der Bezirksliga – mit fatalen Folgen für die Meisterschaft der Staffel. Denn während die tatsächliche Reserve kurz vorher gegen STK Eilvese nicht antrat, wurde der Spitzenreiter FC Sulingen von den zwei Ligen höher angesiedelten Halbprofis mit 3:0 abgefiedelt. Sulingen erholte sich von dieser Schlappe nicht mehr – Eilvese wurde Meister. Was diese Rehdener Unsportlichkeit zu einer Pleite für den NFV macht: der Verband war frühzeitig darüber informiert worden und hätte das Geschiebe verhindern können, sogar müssen. Dass man Mittel dazu hatte, wurde kurz zuvor bewiesen. Da war der VSK Osterholz-Scharmbeck angewiesen worden, die sportlich bedeutungslose Partie gegen Emden auf jeden Fall durchzuführen. Hätte der Verband jetzt die gleiche Forderung an Rehden gestellt, die Rehdener Oberligamannschaft hätte nicht zwei Ligen tiefer gegen den FC Sulingen antreten können. In Barsinghausen entschied man sich allerdings fürs Stillhalten. Den Schaden hatte der FC Sulingen – und der Fußballsport generell. Denn die Geschichte machte schnell die Runde in den einschlägigen Foren.
Jetzt kommt also noch dazu, dass der NFV seine Oberliga-Absteiger “vergisst” bzw. doppelt bestraft. Ein grobes Foulspiel des Verbands, Pappnasenpolitik. Die Verantwortlichen beim NFV profitieren davon, dass es den gemeinen Bundesliga-Fan nicht interessiert, was unterhalb des Profisports passiert. Ansonsten hätten sich diverse Medien längst auf diese Themen gestürzt.
“Draußen”, “im richtigen Leben” wären längst Köpfe gerollt. Das brauchen wir beim NFV nicht erwarten. Dort wird solange weiter gemacht, bis es richtig knallt. Wann es soweit ist, hängt auch von den Mitgliedern ab. Aber solange Blechorden wichtiger sind als korrekte Interessenvertretung, solange wird von der Seite nichts kommen. Leider.
Stimmt. Dann kommen wir ja sogar auf vier Klopfer… macht’s nicht wirklich besser…
Also bitte, der zweitgrößte Klopper nach der Lizenzerteilung für Nordhorn und Emden dürfte doch wohl das sture Festhalten in der letzten Saison an den fünf Aufstiegsplätzen für den nieders. Landesverband sein. Während andere Landesvebände und Leute die sich damit beschäftigt hatten bereits warnten dass dies nicht zwingend zutreffend wäre, wurden weiter Durchhalteparolen ausgegeben. Und so kam es dann ja auch; der Fünftplatzierte musste in die Relegation und scheiterte dort.
Hier nachzulesen: http://www.nfv-www.de/page.php?id=35