Bei Eintracht ist aktuell alles eitel Sonnenschein. Todde? Toll! Präsi Ebel und sein Team? Toll! Mannschaft? Toll! Stimmung? Toll! Tabelle? Supertoll! Stadion? Bisschen teurer, aber toll. Wer also zum Thema Eintracht streiten will, muss in die Vergangenheit gehen, denn da gibt es ebenso tolle Themen. Ganz besonders die Vereinsspitze – vor Ebel – hat immer wieder für Diskussionen gesorgt. Da gab es Präsidenten, die sich selbst genügten wie Helmut Dohr oder Gerhard Glogowski zum Beispiel. Oder die Tenzer-Ära, der wir so tolle Sachen verdankten wie die Raute oder Yahiro Kazama.
Richtig rund geht es aber wohl nur bei einem einzigen Thema: Günter Mast und die Jägermeister-Zeit. Damals, als der Löwe dem Hirschen weichen musste. Als Eintrachts streitbarer Mäzen und Präsident sich regelmäßig mit dem DFB anlegte, um den Werbeeffekt seines Likörs zu verbessern. Als Potatoe-Fritz für den BTSV auflief und Dynamo Kiew – damals eine der besten Vereinsmannschaften der Welt – sich an Eintrachts Abwehr die Zähne ausbiss. “Es war ja nicht alles schlecht, damals”, würde mein Großvater wohl sagen.
Generell wird die Epoche Günter Mast bei Eintracht äußerst kontrovers diskutiert. Für die einen ist Mast derjenige, der Eintracht in einer schweren Situation gerettet und ihr zu einem zwischenzeitlichen Höhenflug verhalf. Andere sehen in Mast lediglich den Likörfabrikanten, der mit Eintracht ein preiswertes Werbemedium in seine Hände bekam und es entsprechend einsetzte. Für beide Positionen lassen sich sicherlich Argumente finden. Die Leopedia, Euer Online-Fachmagazin für retrospektive Marketinganalysen, stolperte jetzt über eine Diskussion zweier Eintracht-Fans in einem Forum – irgendwie typisch und stellvertretend für die vielen Gespräche, die wohl mit dem Einstieg Masts beim BTSV begonnen hatten. Das ursprüngliche Posting ist rot unterlegt, die Antworten dazu blau.
eintracht wäre ohne mast früher aus der 1. liga geflogen.
und zwar richtig. (nach dem 1, abstieg)
Stimmt. Eintracht wäre früher aus der Bundesliga abgestiegen – zu einem Zeitpunkt, als man nur mit regionalen Geldgebern und guter Arbeit noch etwas werden konnte. Eintracht hätte dann also schwimmen lernen müssen – oder wäre untergegangen. Mittlerweile wissen wir ja, dass VW seit Mitte der 70er versucht hat, bei Eintracht Sponsor zu werden. Ich vermute also, das Schwimmen hätte funktioniert.
ob sich eintracht von dem absturz je erholt hätte!? wissen wa nicht…
Stimmt. Wir können es nicht wissen – nur vermuten. Siehe oben.
die verbindung zwischen fricke und mast gab es schon länger und er hat schon früher geld in den verein gesteckt! das sollte man auch nicht vergessen.
Es besteht ein riesen Unterschied zwischen einem Sponsor oder Gönner und jemandem, der den Verein zu reinen Werbezwecken missbraucht. Man sollte übrigens auch nicht vergessen, dass Eintracht seit der Trikotwerbungsgeschichte und der Umbenennungsversuche äußerst schlechte Karten beim DFB hatte. Das wirkt bis in die jüngere Vergangenheit nach.
und mast hat auch mal gesagt: ich habe keine ahnung vom fußball, aber ich möchte eintracht braunschweig nicht in der kreisklasse sehen und werde den verien so gut ich kann helfen!
Das erste glaube ich ihm – das hat er nämlich bewiesen. Das zweite halte ich für eine reine Schutzbehauptung. Geholfen hat er Eintracht vielleicht am Anfang, danach ging es ihm nur noch um das Verkaufen seines Fusels. Wobei ich ihm da keinen Vorwurf mache – aus seiner Sicht hat er es perfekt hinbekommen: ein riesen Werbeeffekt für vergleichbar geringe Summen. Der Traum eines jeden Werbemenschen. Nur hatte die ganze Jägermeisterei nichts mehr mit Eintracht zu tun. Übrigens gibt es zu genau diesem Thema ein längeres Interview mit ihm, ich glaube im Playboy. Da hat er das alles sinngemäß zugegeben. Warum auh nicht? Wie gesagt – er hat alles richtig gemacht. Für Jägermeister.
hat er das wort nicht auch gehalten? als er gesagt hat.. macht doch ein anderer weiter, hat er den verein erstmal vor dem ende gerettet ODER??
Siehe oben. “Gerettet” klingt erst einmal toll. Letztendlich hat er sich ein Werbeschnäppchen gesichert.
wer das alles nicht sieht oder glauben mag, der hat da ein paar jahre verpast…
Ganz im Gegenteil. Wer das immer noch so sieht, muss schon ne Spur blauäugig sein und auf Personenkult stehen. Aber die werden immer weniger.
das die stadt später eintracht helfen mußte, vergessen wa auch nicht. da hat mast aber nix mehr mit zutun gehabt. seine übergabe war ok! nur was danach kam… war ne zeitlang nicht in der lage den verein zu führen.
Als Mast ging, hinterließ er in der lokalen und regionalen Sponsorenlandschaft verbrannte Erde. Da wollte keiner bei Eintracht einsteigen. Immerhin hatte Mast in den Jahren davor so ziemlich alle weggebissen, die es versucht haben. Wie gesagt: es gibt nur einen Kalifen.
ähm.. grundsätzlich glaube ich auch nicht, das VW mit braunschweig warm wird, solange sie an das gelände nicht dran kommen. ja, das war immer ein thema und wird es auch weiter bleiben.
Der Zug ist eh abgefahren. VW ist beim “VfL” drin, das ist ne 100%ige Tochter des Konzerns. Sollte VW nicht gerade pleite gehen, wird das so bleiben. Eintracht als Gegenkonzept zum “VfL” wird also nicht mehr mit VW warm werden können. Die Chance gab es – bei einem der drei Vorstöße VWs zwischen 1973 und 1982. Das hat Mast verhindert. Mit weitreichenden Folgen bis heute.
Das erwähnte Interview mit Günter Mast gibt es übrigens wirklich. Allerdings stand es nicht im Playboy, sondern in der Frankfurter Rundschau: “Günter Mast:Die Fans habe ich nie gebraucht”
Hat Mast die Fans eigentlich jemals als Arschlöcher bezeichnet? Oder ist dieses Niveau nur anderswo zu finden?