ZanDer war gestern beim DFB-Pokalspiel in Bielefeld, wie so viele von uns. Leider waren nicht nur Braunschweiger und Bielefelder dort. Danke für Deinen Gastbeitrag, ZanDer!
Als Vielfahrer zu Auswärtsspielen – oder auch Rosinenpicker, wie man gerne von den Allesfahrern bezeichnet wird, ist man ja schon einiges an Gastfreundschaft gewöhnt, die einem als Fan des Gastvereines widerfährt. Das ist dann immer Teil des Sicherheitskonzeptes, das dann einem von der örtlichen Polizei verordnet wird – sei es, dass man in Köln bei Schneeregen durch eine Sumpfwiese geleitet wird (anstatt den 5 Meter rechts liegenden gepflasterten Weg zu nutzen, da der Einsatzleiter anscheinend nicht ortskundig ist oder dass man halt nicht den kürzesten Weg nehmen darf), oder dass man auch bei 30 Grad einen polizeilich angeordneten Umweg durch die Hitze in Kauf nehmen darf. Als gut gerüsteter Auswärtsfan erträgt man so was mit gutem Schuhwerk und ausreichend Trinkflüssigkeit auch und weiß ja, es ist für einen guten Zweck: die Sicherheit! Für wen diese Sicherheit ist und wer vor wem geschützt werden muss, interessiert den normalen Auswärtsfan nicht.
Auch wenn man mit seiner Familie mit eigenem PKW anreist, ändert nichts an der Tatsache, dass man ja als Gästefan zu den potentiellen Krawallmachern gehört und eine solche eigene Anreise im PKW per se bei der Polizei schon mal als konspirativ und auffällig angesehen wird. Man findet sich dann doch immer wieder im Trott der restlichen Gästefans auf dem polizeilich festgelegten Einheitsanreisewanderweg wieder und wird immer aus allen Perspektiven abgefilmt und observiert.
Erstaunlich ist es aber, wenn man am Sonntag zum Auswärtsspiel in der 1. Pokalrunde in Bielefeld anreist, wie immer alle Maßnahmen des Sicherheitskonzeptes als Gästefan über sich ergehen lässt und dann aus nächster Nähe sehen muss, wie inkompetent und ahnungslos sich die dortige Einsatzleitung präsentiert! Da laufen hunderte Polizisten mit neuester Überwachungstechnik herum und überwachen die Gästefans lückenlos – aber dass gleichzeitig ein schwarz gekleideter Mob von 30-40 Mann aus Hannover völlig unbehelligt in den Block neben dem Gästeblock marschiert, entgeht den Herren in grün komplett. Schon erstaunlich, dass diese aufpumpten Muskelberge, die anscheinend alle den selben Friseur haben und alle ihre Klamotten im 95+1 Fanshop erstanden haben, der Polizei vor Ort nicht aufgefallen sind!
Dass die dann natürlich versuchen den Gästeblock zu stürmen, da die wenigen Ordner jenseits der 60 Jahre, die hier als Schutz eingesetzt waren, komplett damit überfordert sind diese Anabolikamutanten aufzuhalten, überrascht mich persönlich nicht – dafür aber anscheinend die Experten die sich das Sicherheitskonzept dort ausgedacht haben. Richtig lustig wird es dann, als nach 5 Minuten erst die behelmte Staatsmacht anrückt und nichts besseres zu tun hat, als den Gästeblock mal komplett mit Pfefferspray zu vernebeln – und zwar nicht nur die Stehplätz, sondern auch gleich mal die Sitzplatzblock mit, weil dort ja auch alle schön in ihrem Block sind, während dieser schwarze Mob ja bestimmt nicht da ist, wo er hingehört! Ich dachte eigentlich, dass das, was dieser Mob da vorhatte, so in die Richtung versuchter Landesfriedensbruch geht und die Polizei auch gegen die Verursacher vorgeht. Seltsamerweise durften diese Typen sich dann zunächst noch in einigem Abstand dort unbehelligt hinsetzen und auch rassistische Gesänge von sich geben. Erst während das Spiel schon länger läuft wurden sie dann freundlich hinaus begleitet, nachdem sie sich anscheinend noch nett mit den Ordnern und der Polizei ein halbe Stunde unterhalten durften, während in den Gästeblock Frauen, Kinder und Jugendliche noch mit den Folgen des großflächigen Einsatzes von Pfefferspray zu kämpfen hatten! Nun könnte man sagen, ok, das alles kam für die Polizeileitung dort überraschend, nur war dieser „Besuch“ aus Hannover ja schon auf diversen Einträgen bei Facebook angekündigt und nicht wirklich überraschend aufgrund der Verbindungen bestimmter Fangruppierungen in Bielefeld und Hannover.
Aber das komplette Versagen gestern der Ordnungshüter hat ja auch was gutes, denn sämtliche Verletzte oder dienstunfähige Polizeibeamte nach dem Pfeffersprayeinsatz fließen ja in die Statistik der ZIS ein, wo die Gewalttaten in Fußballstadien dokumentiert wird. Somit produziert man also quasi selber hohe Zahlen über Verletzte, die sich in jeder Talkshow wieder gut für die eigenen Forderungen einsetzen lassen.
Erstmal Hut hab vor dieser Klarstellung der Verhältnisse die sich da gestern zugetragen habe. Ich selbst (Arminia-Anhänger) war zwar noch nicht im Stadion, aber konnte bereits im Vorfeld beobachten wie sich ein ganzer Mob (ca. 70 Mann, breite Kanten, Glatzköpfig) auf in Richtung Eingang der Osttribüne gemacht hat, ohne(!) jede Polizeiliche Begleitung. Das hat mich bereits stutzig werden lassen, dass die Jungs da nix gutes vor haben.
Auch wunderlich ist, das die Ordner an den Eingängen selbst keinen Verdacht hatten, wenn da eine Gruppe von mehreren, klar gewaltbereit aussehenden “Fans” sich zur Osttribüne bewegen. Schon da sollte klar sein, das da was böses in der Luft liegt, da haben die Ordner schon versagt.
Und etwa 10 Minuten nachdem die Gruppe wohl das Stadiongelände betreten hat, maschierten 6 Beamte Richtung Stadion, wahrscheinlich als es schon wie beschrieben bei euch vor dem Block los ging!
Und ein Bild zeigt auch klar, in welche Richtung da gearbeitet wurde und zwar ausschließlich gegen die Braunschweiger.
http://db.bielefeldfotos.de/details.php?image_id=27571
Auch nachdem die Gruppe aus dem Block neben dem Gästeblock entfernt worden ist, versammelten sie sich unter der Südtribüne, wahrscheinlich wartend auf Krawalle.
Traurig das hier die Unschuldigen wieder Opfer der Polizeigewalt geworden sind und die führende Gruppe Hooligans sich unbestraft weiter herum bewegen durfte.