…fragte jüngst das Blatt mit den vier großen Buchstaben. Ja, warum eigentlich nicht? Die Argumente, die der namentlich nicht genannte Autor vorbringt, haben ja durchaus was für sich. Das stärkste Argument für eine Verpflichtung des Innenverteidigers Alexander Madlung: er ist Braunschweiger. Außerdem hat der Alex fast 250 Bundesligaspiele absolviert. Reichlich Erfahrung also – etwas, das unserer Eintracht augenscheinlich zu fehlen scheint, wie das deftige Lehrgeld, das in den ersten vier Spielen zu zahlen war, zeigt. Außerdem ist Madlung vereinslos, hält sich in der Löwenstadt bei den Freien Turnern fit. Passt doch alles, oder?
Nein, nichts passt. Eintracht und Madlung, das ist eine lange Geschichte. Der lange Defensivspieler trat zuerst beim BSV Ölper gegen den Ball, wechselte 1994 in die D-Jugend der Eintracht. Drei Jahre später ließ sich Madlung überzeugen, am Mittellandkanal zu spielen, in der U16 des VfL Wolfsburg – für Braunschweiger eine Todsünde. Eineinhalb Jahre hält Madlung es dort aus, dann kehrt er zur Eintracht zurück, allerdings nur für ein halbes Jahr, denn Ende der Saison 98/99 verlässt er den Klub wieder – dieses Mal ist Hertha BSC sein Ziel. Dieser Wechsel soll nicht ganz geräuschlos abgelaufen sein, heißt es immer wieder.
In den folgenden Jahren ist Madlung so etwas wie ein Running Gag bei Eintracht. Immer dann, wenn es bei dem 1,93 Meter großen Spieler nicht so läuft, wird sein Name als Neuzugang bei Eintracht gehandelt. Dabei bemühen sich die jeweiligen Verantwortlichen ebenso regelmäßig um Dementi, das Interesse an einer Verpflichtung geht also nicht von Eintracht aus. Trotzdem schießt Alexander Madlung für die Eintracht ein ganz wichtiges Tor: am 22.09.2004, also vor fast genau neun Jahren, beim DFB-Pokalspiel Eintrachts gegen Hertha BSC trifft er in der 78. Minute zwei Minuten nach seiner Einwechslung zum 3:2-Endstand. Es war ein Eigentor.
Das vorerst letzte Mal, dass Madlungs Verpflichtung über der Eintracht zu schweben scheint, ist die Saisonpause 2011/12. Madlung war mittlerweile wieder beim Werk gelandet und dort zwischenzeitlich suspendiert worden. Die Gerüchteküche überschlägt sich fast: Eintracht hatte den Klassenerhalt in der zweiten Bundesliga souverän geschafft, der bundesligaerfahrene Madlung, der verlorene Sohn, hätte die Mannschaft auf dem Papier sicherlich toll verstärkt. Dazu passten die Signale, die aus Wolfsburg in die Löwenstadt gefunkt wurden (oder die mancher zu vernehmen meinte): der VfL schien einen Abnehmer für Madlung zu suchen, der noch ein Jahr Vertrag hatte, aber von der Lohnliste verschwinden sollte, denn nach der Magath-Ära galt es, den komplett überdimensionierten Kader (43 Spieler!) sozialverträglich abzubauen. Eintracht aber griff nicht zu, Madlung musste in Wolfsburg bleiben. In der Folgesaison, seiner letzten für den Betriebssport, kam Madlung noch auf 15 Auflaufprämien, den Großteil davon nach Einwechslung.
Seit dem ersten Juli dieses Jahres ist Madlung vereinslos. Engagements beim FC Fulham oder FC Augsburg kommen nicht zustande, weil der Spieler die übertriebenen Schmerzensgeldzahlungen aus Wolfsburg gewohnt und wohl nicht zu Abstrichen bereit ist. Zwischenzeitlich darf Madlung sich bei den Freien Turnern Braunschweig fithalten, was den Gerüchten, der Verteidiger würde doch noch einmal mit rotem Löwen auf der Brust auflaufen, neue Nahrung gibt. Doch aus Reihen des BTSV ist schnell zu hören: danke, kein Interesse. Ein Mitglied der Vereinsführung wurde jüngst im privaten Kreis deutlich: “Bevor wir den holen, spielen wir lieber zu zehnt”. Klare Worte. Und nach der Vorgeschichte wohl auch richtige Worte. Eintracht und Madlung – das passt nicht mehr, wenn es denn jemals gepasst hat. BTSV-Coach Torsten Lieberknecht sagte einmal in einem Interview, dass ein Spieler auch charakterlich ins Team passen muss. Das ist bei Alexander Madlung dann wohl nicht der Fall.
Für den Ex-Wolfsburger scheint sich aber doch ein Ende der Arbeitslosigkeit anzudeuten. Aktuell befindet sich Madlung im Probetraining beim PAOK Saloniki (Thessaloniki) und soll dort noch diese Woche einen Vertrag unterschreiben. Nein, ich werde jetzt keinen blöden Spruch machen über Griechenland und Geld.