Blaulicht gibt es auch in schönHat da etwa das Borussia-Dortmund-Fanzine schwatzgelb.de den Schalker Nachbarn die Sicherheit bei den Spielen versaut? Natürlich nicht. Aber ein bisschen, Quatsch, total seltsam ist es schon, was da gerade im Revier passiert.

Auslöser der Polizei-Posse war das Qualifikationsspiel zur Champions League zwischen dem FC Schalke 04 und PAOK Saloniki (das ist der Klub, bei dem Alexander Madlung letztens vorspielte und durchfiel). Die dortigen Vorfälle sind uns wohl allen bekannt. Für diejenigen, die jetzt nicht sofort wissen, um was es geht, ist dieses Video sicherlich eine gute Hilfe:

Der Tenor war nach dem Polizeieinsatz, bei dem mehr als 80 Menschen verletzt wurden, einhellig: da haben die Uniformierten Mist gebaut. Sogar ganz kräftig. Lediglich die Polizei selbst wollte angemessen auf eine Gefahrenlage reagiert haben und sah keinen Grund für Selbstkritik. Die Widersprüche, in die sich die Polizei allerdings verstrickt, sind offensichtlich. Bereits das Radiointerview der Pressesprecherin der Polizei Gelsenkirchen Stefanie Dahremöller mit dem lokalen Radiosender “Radio Emscher Lippe” ging kräftig in die Hose – die Öffentlichkeitsarbeiterin war nicht vorbereitet und konnte auf die nicht überraschend gestellten Fragen des Moderators kaum antworten:

Radio Emscher Lippe: Tränengas gegen Schalke-Fans

Die Kritik an der Polizei nahm nicht ab. Im Gegenteil, jeder Rechtfertigungsversuch offenbarte weitere Angriffsflächen. Längst war nicht mehr nur die Polizei Gelsenkirchen, sondern auch das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen Adressat von Fragen. Dabei tat sich das BVB-Fanzine schwatzgelb.de deutlich hervor und übersandt dem Ministerium einen Fragenkatalog, der jedem investigativen Journalisten gut zu Gesicht gestanden hätte. Das Innenministerium unter Ralf Jäger (SPD, ein Hardliner, gegen den Uwe Schünemann wie ein Schuljunge wirkt) reagierte, wie man es vielleicht erwartet hatte: ausweichend, schwammig, allgemeinformulierend. Auf Nachfragen des Magazins ging man nicht mehr ein.

Es blieb relativ ruhig in den vergangenen Tagen. Bis heute Nachmittag die Sport-Bild bei Facebook diesen Status postete:

Die Polizei zieht sich bis auf weiteres aus der Schalker Fußball-Arena weitgehend zurück und wird die Ordnungskräfte des Vereins nicht mehr unterstützen. Das hat NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Donnerstag in Düsseldorf angekündigt. Es sei künftig allein Sache des Vereins, für die Sicherheit zu sorgen.

Aha. Ist da etwa jemand eingeschnappt, weil die Bürger es wagen, die Polizei zu kritisieren? Hatten die doofen Fußballfans es gewagt, Ralf Jäger die Förmchen zu klauen, dass er jetzt nicht mehr mitspielen will? Fakt ist: die Polizei kann sich nicht herausziehen. Der FC Schalke 04 zahlt Steuern, dazu sind Fußballspiele mitnichten eine private Angelegenheit, sondern von Allgemeininteresse. Die Ankündigung Jägers ist also durchschaubar und lächerlich. Das einzige, was Jäger damit erreicht ist, dass die Gräben zwischen Fans und Polizei noch tiefer werden. Denn eine Aufarbeitung der Vorfälle vom 21.08. ist bis heute nicht erfolgt, und man wird das Gefühl nicht los, dass da auch nichts mehr kommt. Das aber werden die Fans nicht hinnehmen. Die Polizei jetzt komplett aus der Verantwortung zu nehmen, ist der falsche Weg.

Man darf gespannt sein, wie sich die Posse im Pott weiter entwickelt. Normalerweise wäre es jetzt Zeit für ein Machtwort des Ministerpräsidenten – in NRW ist das Hannelore Kraft.