Als Fußballer hat Thomas Hitzlsperger viel erreicht. Der Mittelfeldspieler durchlief sämtliche Jugendnationalteams des DFB und kam später, als Erwachsener, auf über 50 Einsätze im Nationaltrikot. 2006/07 feierte der aus der Nähe von München stammende Hitzlsperger, der über den Umweg Aston Villa den Weg vom FC Bayern an den Neckar fand, im Trikot des VfB Stuttgart die deutsche Meisterschaft, parallel zog die Mannschaft dazu noch ins Pokalfinale ein. Bis 2010 blieb er dem VfB treu, 125 Mal lief der Bayer in der Bundesliga mit rotem Brustring auf. Nur drei Jahre später beendete Hitzlsperger seine Karriere nach einigen unglücklichen Stationen im Alter von 31 Jahren. Die Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart blieb sein einziger Titel.
Den größten Erfolg aber feierte Hitzlsperger diese Tage – abseits des Fußballplatzes. Der ehemalige Musterprofi bekannte sich offen zu seiner Homosexualität. Es ist nur schwer vorstellbar, welche Stärke Hitzlsperger für diesen Schritt aufbringen musste. Das Versteckspiel ist vorbei, die Bombe ist geplatzt. Und das ist gut so.
Wobei der eigentliche Nachrichtenwert nicht darin liegt, dass ein ehemaliger deutscher Fußballnationalspieler schwul ist. Etwa jeder zehnte Mensch, davon geht die Wissenschaft mittlerweile aus, ist homosexuell, und dabei sind bisexuelle Neigungen nicht berücksichtigt. Rein statistisch sind also etwa zwei bis drei Spieler einer Profi-Fußballmannschaft schwul.
Die eigentliche Sensation ist, dass Hitzlsperger der erste (ehemalige) Profifußballer ist, der sich outet. Diesen Schritt zu gehen traute sich vor ihm niemand. Zu groß die Ängste, zukünftig allein auf die sexuelle Orientierung reduziert zu werden und Zielscheibe dumpfen Hasses zu werden. Dabei denke ich, dass die Profis ihre Fans unterschätzen. Natürlich gibt es auch in den Fankurven Menschen, die Homosexualität entgegen aller Erkenntnisse immer noch als etwas Widerwärtiges, Abartiges ansehen. Aber bestätigt man diese Leute nicht in ihrer Position, wenn man seine eigenen Gefühle nicht offen auslebt, sondern fortwährend das Theater vermeintlicher Normalität spielt? Schwul sein ist nichts Besonderes, nichts Exotisches. Es ist eine relativ häufig vorkommende Spielart der Natur. Und eigentlich ist es mir komplett egal, ob ein Mann Männer liebt oder Frauen – solange es auf Gegenseitigkeit und Freiwilligkeit beruht, ist es eine gute Liebe. Ich würde es mir also wünschen, dass unsere Fußballprofis die Steilvorlage von Thomas Hitzlsperger verwandeln. Los, outet Euch! Und vertraut auf die Kurve. Denn was zählt, ist aufm Platz. Euer Schlafzimmer hat niemanden zu interessieren.