Verschoben?Hätte er doch in den letzten Jahren beim Nachrichtenschauen besser aufgepasst und aus den Fehlern anderer gelernt: ähnlich wie Ex-Bundespräsident Christian Wulff hat ein Bezirksligaspieler des SV Burlage (Landkreis Leer) einem vermeintlichen Freund etwas auf die Mailbox gesprochen, der – genau wie damals der Bild-Chefredakteur Kai Diekmann – umgehend die Öffentlichkeit suchte. Der Unterschied: während Wulff damals lediglich den Aufschub einer für ihn unangenehmen Berichterstattung erreichen wollte, da er gerade im Ausland weilte, ging es bei dem Anruf des Burlager Spielers um das Verschieben eines Spiels. Nicht verklausuliert oder durch die Blume gesprochen, sondern kurz und knackig auf den Punkt gebracht: “Wollt Ihr die Punkte verkaufen?”

Kurz zur Situation: in der Bezirksliga Weser-Ems 1 geht es kurz vor Saisonschluss noch spannend zu. Während sich an der Spitze der TuS Esens und der TuS Weener noch um die Meisterschaft streiten, werden am Tabellenende die Absteiger ausgespielt. Wegen Vereinen, die aus der Landesliga herunterkommen könnten, gilt der 14. Tabellenplatz als Abstiegsplatz – den wollen sowohl der FC Norden als auch der SV Burlage nach Möglichkeit noch verlassen. Beide Teams hatten vergangenes Wochenende realistische Chancen auf Siege, beide haben verloren – Norden mit 1:2 beim Schlusslicht und Ortsrivalen Süderneulander SV, Burlage mit 0:1 bei Frisia Loga, die sich damit deutlich von den Abstiegsrängen absetzen konnten. Es wird also spannend in der Bezirksliga Weser-Ems 1 – wer steigt ab, Burlage oder Norden?

Um dem Glück ein wenig nachzuhelfen, kam ein Spieler des Burlager SV dann am Sonntagabend auf eine Idee. Merklich angefressen von der späten Niederlage in Loga (das 0:1 fiel erst in der 85. Minute) unterbreitete er seinem ehemaligen Mannschaftskameraden, der mittlerweile beim nächsten Burlager Gegner Concordia Ihrhove spielt, ein Angebot. Wenn der Ex-Oberligist Ihrhove die Partie absichtlich verlöre, würde man die Spieler zur Mannschaftsfeier einladen oder ihnen Geld geben. Der Text im Original:

Mittlerweile hat der SV Burlage durch seinen Vorsitzenden erklären lassen, dass hier ein Einzelner spreche und dass die Mannschaft und der Trainer enttäuscht vom Vorgehen des (jetzt suspendierten) Spielers seien. Auch der Staffelleiter sei bereits informiert worden. Man muss kein Prophet sein, um zu erahnen, dass für den Spieler die “Karriere” vorbei sein dürfte.

Solche Absprachen sind in unteren Spielklassen leider nicht unüblich. Neu ist aber, dass Textdokumente dazu öffentlich werden, denn in der Regel hinterlässt niemand solches Beweismaterial. Manchmal gehen Bestechungsversuche aber auch in die Hose: ich erinnere mich an einen Fall in meinem ersten Herrenjahr auf Kreisebene Hildesheim. Da hat unser direkter Konkurrent um den Aufstieg dem Schlusslicht ein halbes Schwein angeboten, wenn die sich extra hoch abschießen lassen würden. Der Tabellenletzte kämpfte wie noch nie und gewann die Partie mit 2:0…