Die unwürdige Inszenierung um Eintracht-Stürmer Emil Berggreen geht unvermindert weiter. Der HSV will ihn, die Eintracht sieht keinen Grund, ihn billig abzugeben. Soviel darf mittlerweile als bewiesen gelten, anderes ist lediglich Spekulation. So soll man dem HSV angeboten haben, ihn für drei Millionen Euro aus dem noch bis 2017 laufenden Vertrag herauszukaufen. Eine Summe, die marktüblich ist. Deshalb liegt der Ball jetzt bei den Hamburgern. Die haben das Geld, dank der Spendierfreudigkeit von Bayer 04 Leverkusen, mittlerweile zur Verfügung. Die bisherige Taktik, auf mildtätiges Verhalten der Löwenstädter zu hoffen, zieht also nicht mehr, dafür hat die Werksmannschaft gesorgt.
Ob die Vereine sich einigen oder nicht, der große Verlierer des Gerangels steht bereits fest. Es ist der Spieler selbst. Denn auch wenn Berggreen sich überhaupt nicht äußert, wird die Diskussion auf seinem Rücken ausgetragen. Das hätte der junge Däne verhindern können – oder es zumindest steuern. Denn dadurch, dass er sich selbst auf Presseanfragen hin überhaupt nicht positioniert, lässt er jeden Spielraum für Spekulationen und ermöglicht es, dass sein guter Ruf nachhaltig ramponiert wird. Diese Geschichte wird in seiner Vita stehen bleiben, egal wie es weitergeht.
“Man kann nicht nicht kommunizieren”, lautet eine Grundregel der Public Relations. Das heißt: selbst ein Schweigen ist eine Aussage. Meinungen und Diskussionen beeinflussen kann man nur aktiv, aber niemals durch Abwarten. Spätestens seitdem das Internet Alltagstechnologie ist und Social Media wie Twitter und Facebook, aber auch diverse Foren, jedem zugänglich sind, gilt diese Grundregel nicht nur für Unternehmen, sondern für jeden Menschen, der in der Öffentlichkeit steht. Und das tut Emil Berggreen als Profifußballer natürlich.
Aber Berggreen schweigt. Er ist für Stellungnahmen nicht erreichbar, ganz egal, welches Medium gern mit ihm sprechen würde. So entstehen Gerüchte, negative Meinungen. Die Chance, seine Sichtweise zu äußern und dadurch Verständnis zu gewinnen (denn natürlich sind auch die Fans von Eintracht Braunschweig keine Träumer und wissen, wie das Fußballgeschäft funktioniert), hat der Spieler bisher sträflich ausgelassen. So ist es auch kein Wunder, dass die jüngste Verletzungspause des Stürmers beim Saisoneröffnungspiel gegen Rayo Vallecano die Spekulationen wuchern lässt. Gut möglich, dass sich Emil Berggreen wirklich verletzt hat und das Testspiel aus Vernunftsgründen ausließ. Die Fans (und nicht nur die) spekulieren allerdings offen darüber, dass der Spieler durch solche unprofessionellen Aktionen Druck auf die Eintracht ausüben und seinen Wechsel an die Elbe erzwingen will.
Ausgerechnet für das Hamburger Boulevardblatt “Morgenpost” soll Berggreens Interviewsperre übrigens nicht gelten. Die Postille berichtete als erste über das Interesse des HSV am Eintracht-Stürmer und weiß ganz genau Bescheid: Berggreen wolle zum HSV und habe eine entsprechende Zusage, wurde bereits früh kolportiert. Und es bahne sich ein Schmierenstück an, weil Eintracht so frech sei, einen marktgerechten Preis aufzurufen. Das ist übrigens vollkommen okay, denn Boulevard funktioniert mit Emotionen, die Meldung an sich ist eher zweitrangig. Dass andere Medien bei dem Thema deutlich defensiver sind und kritischer berichten (und neutraler), stört die Macher wenig. Aber auch das ist okay, schließlich handelt es sich um unterschiedliche Geschäftsmodelle.
Was aber jedem klar sein muss, ist die Rolle der Berater in diesem Transfertheater. Die verdienen in der Regel nur bei neuen Verträgen gut mit, denn dann erhalten sie Anteile an der Ablösesumme bzw. vom Handgeld. Ein Blick in die Mandantenliste der “Danish Football Agency” zeigt: Berggreen ist der mit Abstand wertvollste Spieler. Was die Firma sonst an Spielern vertritt, befindet sich entweder kurz vorm Karriereende oder lässt keine großen Verdienste erwarten. Klar also, dass die Agentur im Fall Berggreen die Chance sieht, gut zu verdienen. Und auch das wäre im Grunde legitim, würde die Agentur hier nicht die Interessen ihres Mandanten unter den eigenen ansiedeln. Denn natürlich kann es nicht im Interesse des Mandanten Emil Berggreen liegen, zu früh zu hoch zu spielen und verbrannt zu werden. Diese Gefahr aber besteht, wenn der schnelle Profit wichtiger sein sollte als die nachhaltige Entwicklung des Spielers.
Vertrauen ist eine Tugend, heißt es. Es bleibt zu hoffen, dass Emil Berggreen das Vertrauen in seine Berater nicht bereuen muss.