Die Torhüter und die Verteidiger des BTSV hat sich die LEOPEDIA, Euer Online-Fachmagazin für knüppelharte Bewertungen bereits angeschaut. Heute, einen Tag nach dem denkwürdigen Auftritt beim 1.FC Köln, reflektieren wir das Mittelfeld.
Die Ursprungssituation
In der Zentrale dreht sich alles um die Frage: Kommt er zurück? Er, das ist der Isländer Thorir Johann Helgason, der nach Leih-Ende zurück zum Serie-A-Club US Lecce musste, obwohl sowohl Eintracht als auch der Spieler gern weiter zusammenarbeiten würden. Und obwohl der 23 Jahre junge Rechtsfuß bei den Italienern keine Perspektive hat, weigert man sich in Apulien, dem Spieler die Freigabe zu erteilen. Klar: Es geht ums Geld. Eine Kaufoption musste die Eintracht, deren Etat nicht zuletzt durch die Weiterbezahlung der Ex-Trainer Michael Schiele und Jens Härtel schmerzhaft belastet wird, verstreichen lassen – die Summe war letztendlich nicht zu stemmen. Angesichts der Umstände, dass Lecce den Spieler eh nicht einsetzt, sollte man erwarten, dass die Clubs sich einigen könnten. Nach LEOPEDIA-Informationen aber bewegen die Italiener sich kaum weg von ihren Forderungen, die um eine Million Euro herum liegen sollen. Für den Spieler ist es eine Tragödie, weil ihm die Chance auf Spielpraxis genommen wird. Und die Eintracht könnte ihn im zentralen Mittelfeld (letzte Saison hatte er 27 Einsätze, erzielte dabei drei Treffer und bereitete vier weitere vor) derzeit sehr gut gebrauchen. Der BTSV hat seine Bemühungen um den isländischen A-Nationalspieler allerdings noch nicht eingestellt und probiert weiter, “Thor” aus seinem Gefängnis zu befreien. Tendenz: Kurz vor Schließen der Transferlisten wird sich hier etwas bewegen. Entweder verlängern die Italiener seinen auslaufenden Vertrag und verleihen ihn noch einmal, oder man einigt sich auf eine Ablöse.
Und sonst so? Tatsächlich haben keine Leistungsträger den Klub verlassen. Sebastian Griesbecks Vertrag war ebenso ausgelaufen wie der von Maurice Multhaup. Beide kamen zuletzt nicht über den Status eines Ergänzungsspielers hinaus. Das gleiche galt für Danilo Wiebe, der die Eintracht nach fünf Jahren im Verein verlassen musste. Leihspieler Hampus Finndell konnte in seinem halben Jahr an der Oker keine Argumente für eine feste Verpflichtung liefern, Talent Rami Zouaoui sammelt in dieser Spielzeit Praxiserfahrungen bei Hessen Kassel in der Regionalliga. Geblieben sind Robin Krauße (DM), Fabio Kaufmann (ZM, RM), Johan Gomez (OM, HS). Die Leihe von Niklas Tauer, 23, defensives Mittelfeld, von Mainz 05 wurde verlängert.
Die Neuen
Im Gegenzug hat Eintracht einiges an Qualität und auch Quantität an die Oker geholt. Max Marie (OM, 19, FC St. Pauli II), Sven Köhler (DM, 27, Odense BK), Sidney Raebiger (ZM, 19, Eintracht Frankfurt) sowie Walid Ould-Chikh (OM, 24, FC Volendam) versprachen mehr Flexibilität im Mittelfeld. Bis auf Marie konnten alle drei bereits Einsätze in blau-gelb feiern – mit durchwachsenen Reasultaten. Besonders in Köhler hatte man einiges an Hoffnungen gesetzt, und der gebürtige Warsteiner lässt auch aufblitzen, dass er die ihm zugedachte Rolle ausfüllen wird können. Derzeit aber leidet der “Königstransfer” unter den gleichen Symptomen wie der übrige Kader: Massive Nervosität, fehlende Bindung, fehlendes Selbstbewusstsein. Auch bei Köhler bemerkt man noch Umstellungsprobleme, die deutsche und die dänische zweite Liga unterscheidet eben einiges an Geschwindigkeit und Zweikampfintensität. Gleiches gilt auch für Ould-Chick, der aus der zweiten niederländischen Liga kam. Der 24-Jährige ist zwar ein schneller Läufer, aber gerade im Bereich der Spielidee, der Antizipation konnte er in seinen drei Einsätzen (insgesamt 90 Minuten) noch nicht überzeugen. Raebiger hingegen ist eine Wette auf die Zukunft – der 19-jährige Sachse ist außergewöhnlich talentiert, muss sich allerdings noch an den harten Zweitligaalltag gewöhnen. Für ihn sind regelmäßige Einsatzzeiten wichtig, damit er sich entwickeln kann, dann wird Eintracht an ihm viel Freude haben.
Bisher
Vier Pflichtspiele, vier Niederlagen. Natürlich, keiner der bisherigen Gegner war sogenannte Laufkundschaft, aber die Art und Weise, wie die Mannschaft sich diesen Pleiten hingab, macht nachdenklich. Dabei fällt im Bezug auf das Mittelfeld auf, dass hier die Fähigkeit zum schnellen Umschalten – in der vergangenen Saison ein Puzzleteil zum Klassenerhalt – verlorengegangen scheint. Frühe Fehlpässe, fahrige Flanken, dazu kaum Ideen, die Stürmer in Szene zu setzen, so bringt man keinen Gegner in Bedrängnis. Einer der Hauptgründe dafür, dass es im Zentrum nicht so läuft, sind allerdings die Außenverteidiger, die in der Vorwärtsbewegung bis hinter die Mittellinie aufrücken und so für ein Übergewicht sorgen sollen. Doch so richtig umsetzen kann diese Rolle bisher keiner der eingesetzten Akteure auf den hinteren Außenbahnen.
Fazit
Nominell ist das Mittelfeld der Eintracht nicht schlechter besetzt als in der vergangenen Saison. Dass es hier trotzdem noch nicht läuft, liegt tatsächlich an der fehlenden Umsetzung bei den Außenverteidigern. Hier ist es auch egal, wen Daniel Scherning aufbietet – zwischen ihnen und den Mittelfeldspielern scheint es eine unsichtbare Barriere zu geben. Hier zeigt sich, dass die Eintracht auf den Außen tatsächlich fast komplett neu aufgestellt ist. Das Zusammenspiel stimmt hier noch nicht, es fehlt neben der Eingespieltheit aber auch an der psychischen Spritzigkeit. Wenn Scherning seine Art zu spielen nicht über den Haufen werfen will, muss er hier bald Lösungen finden. Denn, unter diesem Schwachpunkt leidet das gesamte Spiel des BTSV.